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Auch innerhalb der Branddirektion Nordstadt entschloss man sich, ein eigenes Labor- und Analysefahrzeug zu beschaffen und in den Atem- und Umweltschutzzug Nord der Feuerwache 7 einzugliedern. Nach den Erfahrungen, die andere Wehren mit dieser Art Sonderfahrzeug machten, fiel die Entscheidung auf ein mittelgroßes Mercedes-Benz-Fahrgestell ohne Allradantrieb. Der Gerätekoffer wurde von einem ortsansässigen, mittelständischen Karosseriebetrieb aufgebaut und ausgebaut.
Die Ausstattung des GW-Labor 7 stammt von mehreren Fachfirmen, die auf Mess- und Analysetechnik spezialisiert sind. So findet man im Beladeplan des Gerätewagens neben üblichen Mess- und Prüfgeräten einen Gaschromatographen, ein mobiles Massenspektrometer und eine PC-gestützte Gefahrstoffdatenbank. Auch die Kommunikationstechnik kam im neuen Leitfahrzeug des ASZ nicht zu kurz: Zusätzlich zu den obligatorischen 4-m- und 2-m-Funkgeräten verfügt das Personal des Laborwagens über Mobiltelefongeräte mit Faxoption. Am Bordrechner sind auch alle Lagepläne der besonders gefährdeten Betriebe jederzeit abrufbar. Maximal können vier Feuerwehrleute im Inneren des rollenden Labors ihren Dienst verrichten. Mit von der Partie sollte dann immer ein Diplomchemiker sein, er unterstützt die beiden Zugführer der ASZ Nord und Süd.
Beim Bau des Laborfahrzeuges fanden außer Erzeugnissen der Firmen Herpa, Roco und Preiser wieder einmal einige Teile aus der „Wiege der H0-Modelle“, der Fa. Wiking, Verwendung. Auf ein MB LN 2-Fahrgestell von Herpa (mit einem Radstand von 42,5 mm), versehen mit der Bodenplatte eines beliebigen Lkw-Koffers, wurde der Aufbau eines Wiking-Wechselladers montiert. Dieses Modell war unter der Bestellnr. 629 von 1979/80 bis 1982/83 im Lieferprogramm der Berliner und ist heutigen Tags leider nur noch unter erheblichem finanziellen Aufwand, zum Beispiel auf Modellbörsen oder in Internet-Auktionshäusern, zu bekommen. Wer Glück hat, ergattert ein leicht beschädigtes Exemplar, das für die Sammler seinen Wert verloren hat, aber für einen Umbau durchaus noch tauglich ist!
Fahrgestell und Aufbauboden sind dem Einsatzzweck entsprechend ausgerüstet: Staukästen, zwei Batteriefächer, Frisch- und Abwassertank, Kraftstofftank und ein Unterfahrschutz mit Rückleuchten ergänzen das filigrane Herpa-Chassis. Die glatte Dachfläche des Wiking-Koffers musste einer Riffelblechplatte vom Preiser-Wechsellader Platz machen. In das neue Dach wurden zwei quadratische Öffnungen gefräst und die transparenten Luken des Wiking-Wohnmobils „Sven Hedin“ eingesetzt. Erstmals bei einem Fahrzeug der Feuerwehr Nordstadt ist eine aus fünf Roco-Scheinwerfern bestehende Umfeldbeleuchtung in die Dachreling integriert worden. Messköpfe auf dem Dach und am „Schnüffelmast“, eine Preiser-Klimaanlage, mehrere Funkantennen und ein Abgasschlauch vervollständigen das Äußere des GW-Analyse.
Um das mittlerweile recht betagte Modell des Wiking-Kofferaufbaus (das ja nie für den Einbau einer Inneneinrichtung vorgesehen war) etwas wohnlicher zu gestalten, erhielt es eine Wandverkleidung aus 0,3 mm dünnen, weißen Plastikplatten. Da die serienmäßige Verglasung den Blick auf die spätere Möblierung eher getrübt als erleichtert hätte, wurden aus 0,6 mm starkem, klarem Kunststoff acht neue Fenstereinsätze maßangefertigt. Zusammen mit den zwingend notwendigen acht Öffnungen in der neuen, weißen Innenwand war das eine Arbeit, die in den Werkstätten der BF Nordstadt bestimmt kein zweites Mal durchgeführt wird!
Die von den Einsatzkräften so genannte „Einbauküche“ entstand aus Teilen der Kibri-Büroeinrichtung sowie weißem Plastiksheet für das Korpusmaterial und die Arbeitsplatten. Zusätzlich zur Deckenbeleuchtung wurde jeder Arbeitsplatz mit einer Schwenkarmleuchte ausgestattet, bestehend aus dünnem Kunststoffprofil und einem Herpa-Lautsprecher.
Im Heckbereich befindet sich auf der Fahrerseite der Arbeitsplatz für die Probenannahme und -aufbereitung; hier sind 2-m-Funkgeräte, die Wechselsprechanlage und eine Zentrifuge untergebracht. Zu einem richtigen Labor gehört auch eine Wasserversorgung und ebenso selbstverständlich die Entsorgung des Abwassers. Im Anschluss an Waschbecken und Hängeschrank steht der Arbeitstisch des Chemielaboranten. Hier führt er erste Untersuchungen mit einem Kombimessgerät durch und bereitet die weiteren Analysen vor; in seiner Reichweite ist auch der Drucker des PC installiert.
Am Arbeitsplatz des Diplomchemikers sind die hochwertigen Analysegeräte, nämlich der GC, das MSM sowie der PC zu finden. Dieser Bereich besteht aus je zwei Hänge- und Unterschränken, dem großen Labortisch und den nötigen Apparaturen. Auf der Beifahrerseite ist zwischen Hochschränken die Nachrichtenzentrale des GW-Labor eingerichtet; von hier aus hält ein Mitarbeiter den Kontakt zur Außenwelt. Zu diesem Zweck sind auf der Arbeitsplatte und im Unterschrank verschiedene Funkgeräte, Telefone und das Faxgerät montiert.
Nordstadt > GW-ANALYSE, MB 817/Brandt, Bj. 1992
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Dormols sünn uns Füerwehrlü noch mit Sprütten un Ledderwogn uttrocken, de vun Peern trocken wörn.
Damals sind unsere Feuerwehrleute noch mit Spritzen und Leiterwagen ausgerückt, die von Pferden gezogen wurden.
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Re: Nordstadt > GW-ANALYSE, MB 817/Brandt, Bj. 1992
Hallo Jürgen,
vielen Dank für die Bilder und die detaillierte Beschreibung. Der Einbau der Inneneinrichtung mag aufwendig gewesen sein, aber das Ergebnis ist wirklich ausgesprochen sehenswert!
Viele Grüße
Henning
vielen Dank für die Bilder und die detaillierte Beschreibung. Der Einbau der Inneneinrichtung mag aufwendig gewesen sein, aber das Ergebnis ist wirklich ausgesprochen sehenswert!
Viele Grüße
Henning