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Vergilben von Plastik
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Seite 3 von 3

Autor:  Ralf Schulz [ 24.02.2020, 21:18 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilbtes Modell

Hallo zusammen,

die Modelle müssen gar nicht mal direkt in der Sonne stehen, ein insgesamt helles Zimmer reicht schon und sie vergilben trotzdem mit der Zeit, wie schon erwähnt gerade viele weißen von Busch, auch Wiking und Märklin sind sehr anfällig, ebenso diverse weiße und klare(!) Teile von Herpa (klare Scheiben von Busch können milchig werden)! Sogar zusätzlich hinter zusätzlichem Glas im Zimmer passiert das, aber im direkten Sonnenlicht (ebenfalls auch hinter Glas) geht das natürlich noch "besser".

Peter Pichl hat geschrieben:
Das ist ein anderes Modell. Auf dem Vorher-Bild sind drei verschiedene Beschriftungen, auf dem Nachher-Bild sind die Beschriftungen identisch.
Das ist aufgrund der Schachteln und der Position hintereinander auf dem einen Bild und dem starken Winkel auf dem anderen nur schwer zu vergleichen, :!: aber ich gehe sogar davon aus, dass hier fünf verschiedene Modelle zu sehen sind!
Knifflige Geschichte...

Jürgen Mischur hat geschrieben:
Wenn der Kunststoff erst einmal tatsächlich vergilbt ist, dann gibt es in der Regel keine Rettung mehr, da der Alterungsprozess nicht reversibel ist!
Das allerdings scheint so nicht zu stimmen. Alterung in Bezug auf die verschwindenden Weichmacher im Plastik dürfte wohl wirklich nichts zu ändern sein, den Gilb aber kann man offenbar weitgehend bis fast ganz rauskriegen. Es gibt viele Videos dazu auf YouTube; alle habe ich auch nicht angeschaut, exemplarisch finde ich diese aber sehr gut, sie zeigen eigentlich zusammenfassend so ziemlich das, was die anderen in der Regel auch benutzen: https://youtu.be/AVNHC4td7MQ , https://youtu.be/-3b5iDBSuP4 und https://youtu.be/qZYbchvSUDY
Mit etwas Glück bleibt bei der reinen Wasserstoffperoxid-Methode sogar der Druck erhalten (ich habe zum Spaß schon mal ein Modell mit 3 %iger Lösung abgewaschen, um Fingerabdrücke zu entfernen, hat funktioniert :wink: ) - Garantien gibt es aber wie üblich keine.
Selbst habe ich diese Entgilbung noch nicht versucht, aber mal schauen, wenn das Wetter wieder längerfristig besser ist...

Autor:  Sven Herrmann [ 03.04.2020, 17:52 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilbtes Modell

Hallo Nordstadt Gemeinde,
Es gibt auch gute Nachrichten in der ganzen Zeit um den Corona Virus.
Die Vergilbten Modelle sind wieder Weiß, ich habe ein Trick ausprobiert und der war einfach die Modelle, einige Tage ins Sonnenlicht stellen.
Trotzdem Danke an Alle die andere Tipps mir geben haben.
Beste Grüße von der Ostsee
Sven

Autor:  Ralf Schulz [ 03.04.2020, 18:24 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilbtes Modell

Das ist schön zu lesen, Sven, ergibt aber irgendwie keinen Sinn. Das Sonnenlicht bzw. der UV-Anteil darin ist doch für den Gilb verantwortlich - dachte ich zumindest immer... :shock: :roll:

Tja, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde.... :roll: :mrgreen:

Autor:  Ulrich Niehoff [ 03.04.2020, 19:36 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilbtes Modell

Tja, erklären kann ich den Effekt auch nicht, habe ihn aber bei weißer Lackfarbe, die bei jahrelangem Stehen des Modells in der Vitrine an einer nicht direkt Sonnenlicht ausgesetzten Stelle, vergilbt war, auch schon festgestellt.

Gruß Ulrich

Autor:  Jürgen Mischur [ 03.04.2020, 20:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilbtes Modell

Gehört habe ich auch schon von diesem Phänomen, eine Erklärung dafür fehlt mir aber leider auch! :roll:
Ich könnte ja mal probehalber eines der tlw. vergilbten Rot/Weiß Nordstadt-Modelle in die Sonne stellen - es soll ja demnächst Bombenwetter geben.

Und ich werde mal meinen Kontakt zur Kunststoff verarbeitenden Industrie bemühen. :wink:

Autor:  Ralf Schulz [ 04.04.2020, 17:55 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilbtes Modell

Zum Testen hätte ich auch genug... Aber mal ganz blöd gefragt, wie geht das rein technisch, ein Modell (oder auch nur Teile) mehrere Tage in die Sonne zu legen? Einfach so draußen aufs Fenstebrett wäre wohl keine so gute Idee, das Zeug könnte ich dann nach kurzer Zeit mit viel Glück beim Nachbarn suchen, mit mehr Pech geht es über die Dachrinne den Abfluss runter. Und geschützt in einem durchsichtigen Behältnis wäre doch wiederum auch nicht viel anders als im eigenen Zimmer?
Außer, es läge an der genauen Wellenlänge des Lichts, durch eine Scheibe wird ja was rausgefiltert, was draußen noch da ist (und im Behälter vielleicht auch noch).
:roll: :|

Jürgen hat geschrieben:
Und ich werde mal meinen Kontakt zur Kunststoff verarbeitenden Industrie bemühen.
Das allerdings wäre wirklich sehr nett von Dir, wenn es möglich wäre, am Ende vielleicht sogar wirklich hilfreich. :D

Autor:  Jürgen Mischur [ 06.04.2020, 01:52 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilbtes Modell

So, wenn ich alles richtig verstanden habe was mir mein Fachberater erzählt hat (und zu vorgerückter Stunde noch zusammen kriege :wink: ), dann verursacht UV-Strahlung ein "Zersetzen" der Moleküle z.B. im ABS- und Polystyrol-Kunststoff. Die dabei entstehenden Spaltprodukte sind meist gelb - das Modell wechselt die Farbe! :?

Das kann passieren, muss es aber nicht! Auch Zeitpunkt und Grad der Verfärbung können komplett unterschiedlich sein. Setzt man nun diesen vergilbten Kunststoff erneut der UV-Strahlung aus, dann werden auch die farbgebenden Spaltprodukte zerstört und das Modell wird eventuell den Gilb wieder los. Auch hier gilt: Alles kann, nichts muss!

Diese Probleme haben aber nicht nur wir Modellbauer und -sammler, das passiert sogar den Profis des Deutschen Museums in München -> https://www.deutsches-museum.de/forschu ... kunststoff

Ob ein Versuch mit Fensterbank und Sonnenschein gelingt, das wissen allerhöchstens die Götter der Plastik-Alchemie! Andererseits ist ein vergilbtes Modell ohnehin mehr oder weniger reif für die Tonne, es kann also nur besser werden. Mehr oder weniger... :|

Gruß, Jürgen 8)

Autor:  Sven Herrmann [ 06.04.2020, 09:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilbtes Modell

Hier kurz die Erklärung wie ich vorgegangen bin.
Die Modelle im Raum auf der Fensterbank hinter der Scheibe den Sonnenlicht aussetzen. Das dauert ein paar Tage, aber es funktioniert.
Werde mal Bilder in reistellen damit Ihr den Vergleich seht.
Gruß von der Ostsee
Sven

Autor:  Ralf Schulz [ 06.04.2020, 13:46 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilbtes Modell

Jürgen Mischur hat geschrieben:
Andererseits ist ein vergilbtes Modell ohnehin mehr oder weniger reif für die Tonne, es kann also nur besser werden. Mehr oder weniger...
Wie Du selber schon "zitiert" hast, die Sonne kann nicht nur den Gilb zerstören sondern das Plastik selber, das wird spröde und zerbröselt. Kennt man doch noch aus dem Sangkasten. :roll: :mrgreen:

Die Methode mit Wasserstoffperoxid ist mir ja auch bekannt, was die da im Labor aber mit "verursacht Flecken" meinen, ist mir nicht klar. :|

Ah ja, vielen Dank, Sven! klappt das aber auch hinter leicht getönten Scheiben? Wir haben mittlerweile diese modernen Fenster, die eine leichte Tönung haben, erkennt man gut, wenn die frisch gewaschenen, weißen Gardinen von draußen gesehen trotzdem dreckig wirken... :mrgreen:

Autor:  Sven Herrmann [ 06.04.2020, 14:04 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilben von Plastik

https://www.directupload.net/file/d/578 ... h5_jpg.htm
Das ist das Ergebnis. Das Linke war das Weiße Modell, die restlichen waren die Vergilbten.
Wir haben leider keine getönten Scheiben,kann nicht sagen ob das dann auch Funktioniert.

Autor:  Reinhard Merlau [ 06.04.2020, 14:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilben von Plastik

Moin allerseits,
sehr interessant, welche Erfahrungen hier dargestellt werden. Ich gestehe, daß ich mir vorstellen kann, daß keine der Ideen auch eine Langzeit-Weiß-Stabilität bewirken wird. Auch kein Rezept mit Bleiche oder anderen chemischen Zusätzen. Eine saubere dünne Lackierung mit einer hochwertigen Acylfarbe dürfte vermutlich die perfekte Lösung sein.
Ich tendiere mittlerweile zu der Auffassung, daß im Vormaterial zum Masterbatchgranulat irgendwann in der chemischen Industrie ein Fehler passiert ist. Niemand von uns weiß, welches Vormaterial in welchem Kunststoffmodell steckt - möglicherweise wissen selbst die Modellautohersteller dies nicht. Da die Beimengung in der Regel sehr gering sind, kann sich so ein Fehler demzufolge über viele Jahre hin ziehen.
Der Trick mit dem Fenster ist interessant und ausprobieren werde ich das auch einmal. Aber ich gebe zu bedenken, daß wir auf die wärmere Jahreszeit zu gehen. Glas und Sonne im richtigen Winkel erzeugen Wärme - um nicht zu sagen eine enorme Hitze. Ich erinnere mich an irgendein Museumsfest in Fulda. Selbst die Schano-Boxen wirkten wie ein Brennglas und die darin befindlichen Modelle waren in wenigen Minuten klassische Unfallfahrzeuge, die sich um einem Baum gewickelt hatten.
Das Phänomen mit den weißen Schachteln kenne ich auch. Tatsache ist, daß jede Schachtel auf irgendeine Art auch Klebstoffe enthält - besonders die sog. Mikrowell-Pappkartons. Diese sehe ich als Hauptursache für starke Vergilbung von bei mir lagernden Bauteilen an. Ich habe gleichartige weiße Teile in Graupappe-Kästen, aber auch in braunen Mikrowellkartons gelagert. Im Graupappe-Karton habe ich keine Vergilbung, in den Mikrowellkartons ist die Vergilbung erheblich. Mein Verpackungsmacher führt dies auf den Leim zurück, der bei der Herstellung der Mikrowellkartons verwendet wird. In der Summe - dies ist eine never ending Story. Auch billige, beschichtete Spanplatten dünsten oft jahrelang aus. Ist ein Schrank, in dem Modelle aufbewahrt werden, aus solchem Material gebaut, dürfte der Leimdunst vermutlich genauso seine Spuren an den Modellen hinterlassen.
Nebenbei: Zum Glück werden unsere PU Modellteile ja lackiert. Oft sind diese PU-Bauteile aber bereits nach wenigen Jahren Liegezeit in geschlossenen Kästen farblich zum Teil erheblich verändert.
Viele Grüße
Reinhard

Autor:  Jürgen Mischur [ 06.04.2020, 15:05 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilben von Plastik

Ralf hat geschrieben:
...die Sonne kann nicht nur den Gilb zerstören sondern das Plastik selber
Kommt halt immer drauf an, wie lange man dem Modell ein Sonnenbad gönnt! :wink: Wie schon der olle Paracelsus (1493–1541), ein Schweizer Arzt, Alchemist (!), Mystiker und Philosoph schrieb: "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei."

Was mir gerade einfällt: In Nagelstudios und beim 3D-Druck werden doch UV-Geräte zum Aushärten benutzt - ob man damit den Modellen den Gilb austreiben kann? :twisted:

Gruß, Jürgen 8)

Autor:  Ralf Schulz [ 06.04.2020, 15:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Vergilben von Plastik

Jürgen Mischur hat geschrieben:
Was mir gerade einfällt: In Nagelstudios und beim 3D-Druck werden doch UV-Geräte zum Aushärten benutzt - ob man damit den Modellen den Gilb austreiben kann?
Scheinbar ja (zumindest mit LEDs), wenn man die Teile in einem Wasserstoffperoxid-Bad damit "beleuchtet"; wobei das offenbar länger dauert, als wenn man das besagte Bad in die Sonne stellt (ein Video zu dem Thema hatte ich ja schon am 24.02. verlinkt). :wink:

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