Am Beispiel eines WLF - Modells nach Vorbild Hameln wurden unterschiedliche "Kinematiken" (= technisch- funktionaler Aufbau der Wechselmechnik gezeigt). Es ging um das "Knicksystem" von Multilift:

viewtopic.php?t=3594

Ich versprach in einem Beitrag, dazu einige Beispiele vorzustellen. Hier das erste. Es zeigt eine Multilift - Wechseleinrichtung, wie sie in der ersten Hälfte der achtziger Jahre bei 16 bis 18 t Zweiachsern geliefert wurde. Beispiel ist ein WLF der Feuerwehr Hamm.

Hier ist der vordere Teil des Aufrichtrahmens breit, im Gegensatz zu Meiller (und den gängigen 1 / 87 Varianten, die schmal sind). Entsprechend liegen die zwei Aufrichtzylinder innen (bei den gängigen 1 / 87 Varianten liegen sie außen). Der Haken muß unten mit dem Aufrichtrahmen gelenkig verbunden werden, er ist deshalb breit und umgedreht V - förmig ausgebildet.

Hier die Bilder:



deutlich ist im zweiten Bild der dritte Zylinder erkennbar, der die "knickende" Hakenbewegung bewirkt.



weitere Beschreibungen jüngerer Multilift Varianten (mit dem typischen "dicken" Hakenarm) und von Atlas Wechseleinrichtungen mit Knickkinematik folgen.

Auch wenn es hier etwas abschweift, die Story der Marke Multilift (in der Cargotec, vormals Partek – Gruppe) ist hochinteressant. Multilift ist wohl weltweit der Markführer in Wechselsystemen (international deutlich vor Meiller) und nach wie vor in Deutschland stark, derzeit nach Meiller gemeinsam mit Palfinger wohl die Nummer zwei, knapp vor VDL (NL) und Hyva - Lift (NL)

Die Firmengeschichte ist hochinteressant, hier einige Schlaglichter:

Um 1948: Erfindung des Wechselsystems mit Kipprahmen und Seil durch die Brüder Terho in Finnland zur Verladung von Holzprodukten aus den Wäldern. Gründung der späteren Firma Multilift

Ebenfalls um 1948: Gründung von „Hydrauliska Industri AB” (HIAB) in Schweden zur Produktion von Ladekranen, ebenfalls zunächst für Holzprodukte

1957: Eine Firma Partek steigt ein, nun Partek - Multilift in Finnland

An 1958: HIAB gründet eine deutsche Niederlassung in Hannover

Ab ca 1970: FeKa in Kassel vertreibt Multilift Seilsysteme und führt diese bei Feuerwehren ein. Die skandinavische Urheberschaft dieser Marke bleibt bei den „Fachleuten“ unerwähnt, Multilift wird generell als das Seilsystem angesehen, daß ein Produkt der Firma Feka sei. Kooperation mit der Firma Norman Bock in Bremen, die Abrollbehälter baut

Ab 1977: Normann Bock vertreibt offiziell Multilift, FeKa vertreibt unter eigenem Namen niederländische VDL – Geräte.

Um 1977: Multilift bietet ein eigenes Hakensystem mit „Knickarm“ an, offensichtlich, um Patente (Meiller, Marrel) zu umgehen

Um 1977: Die BF Kassel setzt ein von Feka geliefertes Kettensystem ein (nicht zu verwechseln mit dem Schwenkarmsystem), rüstet es aber nach kurzer Zeit wegen schlechter Handhabung) auf von FeKa und Ullrich gelieferte VDL – Systeme um) Das Multilift Kettensystem wird noch heute in der Niederländen für die Entsorgungswirtschaft angeboten.

Ab 1983: Partek steigt bei HIAB ein, Multilift und HIAB sind nun Schwestermarken. Das hannoversche Büro von HIAB, nun in Langenhagen, vertreibt nun Multilift Wechselgeräte, Normann Bock vertreibt nun unter eigener Marke Kombigeräte (Feuerwehr Dortmund, Feuerwehr Remscheid), die sowohl für das Seil- als auch für das Hakensystem nutzbar sind. Hersteller dieser Geräte ist aber die schwedische Firma Livab - Zetterbergs

Ab Mitte der neunziger Jahre: Multilift übernimmt die im niederländischen Feuerwehrmarkt quasi mit einer Monopolstellung agierenden Firma LeeBur und entwickelt gemeinsam mit LeeBur eine neue Generation Hakensysteme. Produktion von Multilift in Finnland und den Niederlanden

Ab 2000: HIAB Deutschland in Langenhagen übernimmt die Wechseltechnik von Hüffermann (vorher Vertrieb von VDL – Geräten als eigene Marke) und Atlas. Atlas – Geräte werden zwischen 2000 und 2003 von Leebur – Multilift in den Niederlanden gebaut und waren technisch mit Multilift identisch, Multilift hatte also in dieser Zeit eine Zweimarkenstrategie in Deutschland

2004: Multilift unterstreicht seine Markführerschaft im internationalen Markt durch die Lieferung von 238 Einheiten („prime mover“) für den Zivilschutz in England und Wales (Programm „new demision“)

Die typische Multilift Knickarmtechnik wird Ulrich wohl wieder am Modell darstellen – falls das Vorbild einen Knickarm hat, Multilift liefert inzwischen auch klassische Schubarm Wechselsysteme.

Im Übrigen sehen wir an diesem kleinen Aufriß, welche technologische Bedeutung Skandinavien und die Niederlande in dieser Technik haben,

Hallo Karl-Ludwig,

ich bin schwer beeindruckt von deiner Abhandlung. Da sieht man mal, wieviel Sachverstand hier im Forum vorhanden ist.
Genau so ist es.

Gruß Ulrich

Alter Schwede !

Ziemlich verworrenes und verknüpftes Durcheinander ???

Kein Wunder, das sich da noch niemand so wirklich dran getraut hat !

Nicht schlecht !

Gruß: Jörg