Hallo Benjamin,
vielen lieben Dank!
Der Lack ist/war wie so oft bei ab Hersteller feritg lackierten Modellen nicht gleichmäßig dick aufgesprüht, an einigen Stellen ist bei Rapido jedenfalls schon viel von den Details (z.B. Absätze in der Karosserie, Vertiefungen bei den Türgriffen...) fast unter dem Lack verschwunden; noch mehr Lackschichten drauf und da wäre gar nichts mehr übrig gewesen. Zwei bis drei Schichten incl. einer guten Haftgrundierung hätten es aber schon sein müssen...
Bei diesem speziellen Modell habe ich an der Front bereits etwas geändert, am Heck ist noch eine ganze "Lichtleiste" in Arbeit. Wenn ich den exakten Farbton wüsste und zur Verfügung hätte, wäre vielleicht eine Teillackierung der umgearbeiteten Bereiche möglich gewesen, aber so war eine Entfernung der Lackierung leider unumgänglich (auf dem Rapido Lack hält nicht mal lösungsmittelhaltige Spachtelmasse).
Interessanterweise haben sich aber neue Dinge in meinem Fall ergeben, da ich "auf Teufel komm raus" auf mehrere Arten weitergemacht habe, was mit Ergebnissen einhergeht, welche meine vorherigen Erkenntnisse möglicherweise über den Haufen werfen.
Ich habe definitiv mehrere Schäden an der Karosserie. Aber letztlich doch nicht so massiv, wie es nach dem zweiten Bad den Anschein hatte. Um das Ausmaß der vermeintlich aufgequollenen und verätzten Stellen festzustellen, habe ich einiges mit rotem Edding übermalt. Das ergab ein übles Bild der Oberflächen, vieles war zudem irgendwie weich und wabbelig. Ich habe dann innen unter der Heckklappe etwas rumgekratzt und dabei ist mir aufgefallen, dass hauptsächlich die weiße Grundierung sich sehr sonderbar verhält und möglicherweise gar nicht so sehr das Plastik. Da ich schon mal Lack gut mit Spiritus wegbekommen habe, habe ich die Karosserie wegen der ja jetzt teilweise angelösten Lackierung nochmals in ein Spiritusbad geschmissen, noch mehr konnte ja nicht schief gehen. Dabei wurde die Edding Farbe weitgehend wieder abgewaschen, besagte klare Schadstellen sind dafür nun wie mit einem leichten Kontrastmittel sichtbar geblieben, was auch mit beabsichtigt war. Allerdings wurden die eben noch weichen Stellen alle wieder hart, lediglich wo die Grundierung offen auf der Karosserie verblieben war, hatte diese nun eine Konsistenz, die am ehesten mit totgerührtem Gips zu vergleichen ist oder mit Schulkreide. Das Plastik - so es denn wirklich aufgeweicht war - fühlte sich im Prinzip wieder normal an. Der Spiritus hat also nicht einfach nur die Reste der Bremsflüssigkeit abgewaschen, sondern auch dessen "Weichmachereffekt" aufgehoben. Gut, Lack ist dabei allerdings trotzdem keiner mehr abgegangen...
Dafür bin ich dann hin und habe angefangen, alles an Lackresten vorsichtig abzuschleifen und aus den Rillen zu kratzen. Das dauert ewig, ging aber größtenteils besser als erwartet (mit einem extrem feinen Diamanten-Zylinder in der Proxxon und zwei oszilierenden bzw. vibrierenden elektrischen Schleifwerkzeugen). Trotzdem war ich immer noch genervt und mir ging das nicht schnell genug. Daraufhin habe ich die Karosserie kurzerhand für eine kleine Weile ganz in ein Dowanol PM Bad eingelegt. Erstaunlicherweise hat sich nun auf immer noch mit rotem Lack bedeckten Stellen ein Großteil des Lacks abgelöst, weitgehend samt Grundierung. Genauer gesagt, diese hat sich wohl aufgelöst, wodurch sich der Lack abgelöst hat. Es ist längst noch nicht alles weg, aber viel ist nicht mehr übrig.
Dennoch, einen harten Preis musste die Karosserie mit drei Bruchstellen bezahlen, ich vermute an Gusslinien im Plastik; und an einer Stelle, die wohl etwas besonders empfindlich war, da muss ich jetzt einen von der Heckstoßstange verdeckten Steg ersetzen. Auch ein paar bereits verspachtelte Stellen müssen wieder neu verspachtelt werden. Ob also ein deutlich längeres 1-Methoxy-2-Propanol Bad gleich zu Beginn vielleicht doch etwas gebracht hätte, lässt sich nicht sagen, eine Gefahr für die Karosserie hätte aber wohl ganz sicher bestanden.
Tja, hier haben nun mittlerweile so viele verschiedene Faktoren/Mittel zusammen gewirkt, welche sich gegenseitig beeinflusst haben könnten, dass ich nicht auseinanderhalten kann, was davon wie genau gewirkt hat und welcher Schaden von welchem Mittel her rührt - insgesamt jedenfalls eine ziemlich schräge Geschichte...
Dass Bremsflüssigkeit jedenfalls hier bei diesem Lack nicht zum sauberen, sicheren und vollständigen Entfernen der Lackierung tauglich ist, daran halte ich (derzeit) fest. Auch 1-Methoxy-2-Propanol halte ich hier nicht für tauglich; diverse Alkohole haben gar keinen Lack abgelöst.
Die ursprünglich gestellte Frage bleibt also weiterhin bestehen.